Warum Keith Urban in Deutschland nicht durchstartet...oder der Country-Fan - das ungeliebte Wesen

Keith Urban

Country Fans in Deutschland haben eine Gewisse Affinität zu den USA, dem Mutterland der Countrymusik. Galt daher bisher der 4. Juli als Unabhängigkeitstag (Independent's Day,) wird er bei den Keith Urban Fans als der Tag im Gedächtnis bleiben, als ihr Idol eine Tournee absagte und sein Stern in Deutschland zu sinken begann.

Bereits einige Tage vorher gab es Email-Verkehr zwischen dem Veranstalter und dem Management von Keith Urban - Grund waren die schlechten Vorverkaufszahlen, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben. Am 4. Juli 2007 gab es dann aus den USA eine Rundmail, in der es hieß, dass die Tour aus Termingründen abgesagt wurde. Es ist klar, dass man in dieser Nachricht die schlechten Vorverkaufszahlen nicht erwähnt, denn dann wäre die Karriere von Keith Urban hier so gut wie beendet gewesen.

Doch was sind eigentlich die Gründe für die schlechten Verkaufszahlen? Nach meiner Ansicht gibt es vier Gründe:

1) Der hohe Ticketpreis: Lagen bei der ersten Tournee die Eintrittspreise noch unter EUR 20,00 wurde für die Konzerte im Oktober 2007 bereits ca. EUR 50,00 verlangt.

2) Die Tourneen lagen zu dicht aneinander. Selbst Keith Urban Fans, die im Frühjahr 2007 noch jedes Konzert besucht haben, mussten sich überlegen ob und wenn ja, welches Konzert sie im Herbst besuchen wollen. Neben dem teureren Eintrittspreis kommen auch noch Anfahrt und Übernachtung hinzu, und da es sich um dieselbe Tournee handelt, kann man davon ausgehen, dass sich musikalisch nicht viel verändert hätte.

3) Der Veranstalter wollte den Country-Fan nicht und braucht sich nun nicht wundern, wenn die Hallen nicht voll werden.

Von Anfang an hat sich der Veranstalter, Marek Lieberberg, gegen die Country-Fans ausgesprochen. Man beachte nur, wie die Besucher des ersten Münchener Konzertes behandelt wurden: Zahlen ja - Eintritt nein (Lesen Sie die Reportage). Bei dem zweiten Konzert wollte man unserem Kollegen aus München keine Frei- bzw. Pressekarte geben, weil wir das Wort "Country" im Namen tragen. Um unsere Leser zu informieren, kauften wir die Eintrittskarte und anschließend war der Veranstalter entsetzt, dass wir als erstes Medium einen Bericht zu Lesen hatten (Lesen Sie den Veranstaltungsbericht). Als die dritte Tournee angesetzt wurde, lehnte der Veranstalter jede Zusammenarbeit ab, da man kein Wert auf die Country-Fans legte.

Tja, nur wen will man erreichen, wenn man nicht die Country-Fans will? Ach ja, die Pop/Rock Schiene wollte man befahren. Nur wurde hier ein grundlegender Fehler gemacht, der uns zu dem vierten Punkt bringt:

CD: Love, Pain and the Whole Crazy Thing4) Kurz nach dem "Wetten Dass...?!" Auftritt gingen die Karten weg wie warme Semmeln und die April-Konzerte waren nach wenigen Tagen ausverkauft. Zu diesem Zeitpunkt wollten alle Beteiligten weitere Konzerte im Herbst. Nur hat man mit dem Vorverkauf bis in den April gewartet, doch da war Keith Urban bei den "Nicht-Country-Fans" schon wieder so gut wie vergessen, da sich weder das aktuelle Album "Love, Pain and the Whole Crazy Thing" noch die Single wirklich in den Charts halten konnte. Pop/Rock Leute orientieren sich sehr stark daran, was sie gerade im Radio hören oder im Fernsehen zu sehen bekommen. Doch außer zum Weltourneeauftakt in München interessierten sich die Mainstreammedien im Großen und Ganzen nicht für Keith Urban - ausgenommen die Boulevard-Magazine, aber die waren an eher an der Schwangerschaft oder Nicht-Schwangerschaft von Nicole Kidman interessiert, als an der Musik.

Dieser, von oben angeordnete Ausschluss der Country-Szene ist übrigens kein deutschen Phänomen, auch die Briten klagen darüber. Nun mag man natürlich Recht haben, dass in Deutschland der Begriff "Country" oft mit Tom Astor und/oder Truck Stop in Verbindung gebracht wird und es ist völlig unstrittig, dass Keith Urban musikalisch in eine ganz andere Richtung geht. Countryfans wissen wie vielseitig unsere Lieblingsmusik ist, aber dem Nicht-Fan muss dieses erst vermittelt werden.

Aber die Briten haben dieses "Problem" gar nicht. Während in Deutschland die Verkaufszahlen von Country-CDs internationaler Künstler eher unter "ferner liefen" liegen, verkauft ein Brad Paisley oder eine Gretchen Wilson auf der Insel locker 10.000 CDs. Das letzte Album von Dolly Parton verkaufte sich dort drüben deutlich über 100.000-mal. Dort ist Country ein Genre, wie jedes andere auch.

Zurück zu Keith Urban: Was muss passieren, damit es endlich auch in Deutschland funktioniert? Meiner Ansicht nach muss sein amerikanisches Management endlich die Leine etwas lockerer lassen und den qualifizierten Mitarbeitern der hiesigen Plattenfirma endlich eine Chance geben, ihren Job zu machen. Zurzeit bestimmt das Management über jede Kleinigkeit. Zweimal hintereinander die Single "Somebody Like You" auszukoppeln, funktioniert hier einfach nicht...

Zur Veröffentlichung des Albums "Love, Pain and the Whole Crazy Thing" schickte man "Once in a Lifetime" ans Radio und konnte auch den einen oder anderen Erfolg verbuchen. Als dann Keith Urban vier Monate später zu "Wetten dass...?!" ging, entschied man sich für die selbe Single, die an sich schon einer der schwächeren Songs auf dem Album ist, anstatt ein neues Lied auszuwählen. Es war vorherzusehen, dass die Radiosender dies so nicht mitmachen. Aber wie heißt es doch so schön? "Wer nicht hören will, muss fühlen". Ein kurzes Aufflackern in den Media Control Charts folgte, aber dann erlosch das Feuer auch schon wieder. In den USA war inzwischen "Stupid Boy" die Single, die man hier einfach übersprang.

Der nächste Fehlgriff war, dass die Nachfolgesingle, die zur Tournee veröffentlicht wurde, als kompletter Außenseiter startete. In der gesamten Welt wurde "I Told You So" als Single veröffentlicht, nur in Deutschland ging man mit "Used to The Pain" an den Start. Dafür sparte man an den Kosten für ein Musikvideo - es gab nämlich keins. Auch im Handel war die Single nie erhältlich.

Manchmal begreifen die Amerikaner nicht, dass der Markt hier in Europa anders funktioniert, als in den USA. Dort lebt und arbeitet man nach dem Motto "so wie es hier funktioniert, funktioniert auch in dem Rest der Welt." Offensichtlich nicht!

Keith Urban TourplakatWird es eine Tournee 2008 geben? Ich weiß es nicht. Vielleicht, wenn man in kleinere Hallen zieht und den Eintrittspreis senkt und versucht alle Fans zu erreichen. Jetzt hatte man den Bonus, dass man sagen kann, beide Tourneen waren ausverkauft, da fragt kein Mensch wie groß die Hallen waren, aber eine gefloppte Tournee...?

Die Frage bleibt aber, wie will man das Pop/Rock Publikum erreichen? Dazu müsste ein Charteinstieg her und die CD müsste sich auch länger in den Charts halten oder ein komplett neues Album. Genau über das neue Album gibt es bereits Gerüchte: Nicole Kidman dreht zusammen mit Hugh Jackman in Australien den Film "Australia" und man munkelt, dass Urban den Soundtrack dazu schreiben könnte. Der Boss der Filmproduktionsfirma 20th Century Fox, Rupert Murdoch, war unter den Hochzeitsgästen bei Kidman und Urban.

Doch die Chancen stehen nicht gut. Denn wären es tatsächlich nur Terminprobleme, die zur Absage geführt haben, hätte man die Konzerte einfach auf Februar oder März 2008 verschoben und hätte gesagt "Die Karten behalten ihre Gültigkeit". Aber der Fan muss diese nun zurückgeben und ob er aber tatsächlich alle Kosten, zum Beispiel inklusive Porto, erstattet bekommt, bleibt abzuwarten. Wären die Hallen fast ausverkauft gewesen, hätte Keith Urban seine Fans bestimmt nicht enttäuscht und hätte die Termine hier in Deutschland wahrgenommen.

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