Chris Young - A.M.

CD Cover: Chris Young - A.M.
 

Nach Mitternacht - also A.M. - ist man meist müde. Eine Ausnahme bietet oft das Wochenende, wenn die Zeit nach 24 Uhr gern zu einer besonders interessanten avanciert. Je nachdem, was man gerade macht, oder in welcher Gesellschaft man sich befindet. Chris Young scheint diesen Zeitpunkt zu lieben, und hat deshalb sein neues Album ebenso genannt.

Mal ehrlich - hätten sie dem Sänger das zugetraut? Immerhin ist der gutaussehende 28-Jährige aus der Nähe von Nashville bei der Country-Allgemeinheit primär für große und ruhige Balladen wie "Tomorrow" oder "Drinkin' Me Lonely" bekannt - und jetzt preist der frühere Nashville Star-Gewinner die Vorzüge einer durchgefeierten Nacht an? Und noch was - bisher hat sich der Cowboy ausschließlich als nachdenklichen Typen für das Coverfoto seiner Alben ablichten lassen - und jetzt? Da lacht auch noch.

Nicht, dass wir ihm das Vergnügen nicht gönnen, aber der erste Eindruck ist schon mal nicht im typischen Chris Young-Stil. Musikalisch wird diese Vermutung gleich mit dem Opener bestätigt. "Aw Naw" zeigt einen anderen, deutlich rockigeren Künstler. War auf dem Vorgänger "Neon" das Stück "Save Water, Drink Beer" noch ein lauter Ausreißer, legt die erste Single die Meßlatte für Album No. 4 auf ein für seine Verhältnisse recht handfestes Niveau. Mit dieser energiegeladenen Ode an die Party-Seite der Nacht holt sich Young zudem seinen ersten von insgesamt sechs Songwriter-Credits. Young schrieb die Nummer mit Chris DeStefano und Ashley Gorley. Nicht weniger rockig geht es in der Folge auch beim Titeltrack "A.M." zu; ein weiter adrenalingeladener Ausdruck des anderen Young ist "We're Gonna Find It Tonight". Young kann also definitiv auch rockig - aber auch noch mehr.

Denn Chris Young und sein Produzent James Stroud würden natürlich unklug handeln, wenn die neue Produktion nicht mindestens einen fetten Balladen-Hit abwerfen würde. Der ultimative Nachfolger von "Tomorrow" ist mit "Goodbye" auch schnell gefunden. Eine beeindruckend gute Ballade, in die Young mit seiner warmen und tiefen Stimme viele Emotionen unterbringt. Es geht um die einzig wahre Liebe, die nicht enden soll - zweifellsfrei ein Thema, bei dem sich der Sänger seit seinen ersten drei Platten bereits gut auskennt. Interessant, dass Young auch diesen - so völlig anderen Titel - erneut mit Chris DeStefano und Ashley Gorley verfasste. Man könnte glatt von einem Trio mit Hit-Garantie sprechen.

Ganz dem Motto "Eine gute Ballade kommt selten allein" folgend, gibt es für Fans des handzahmen Young auch noch Titel wie das intime "Text Me Texas" oder "Forgiveness". Letztgenannter ist vielleicht der neo-traditionalste Beitrag innerhalb der leider nur 37 Minuten Spielzeit. Stimmlich bringt Young bei beiden Songs seine ganze Klasse zum Vorschein - dieser Mann hat einfach puren Country in der Kehle.

Die Open Air-Hymne "Lighters in The Air" und das fröhliche Biertrinkerlied "Nothin' But The Cooler Left” kann man dazu schon mal beruhigt für den Sommer 2014 zurücklegen - dann werden diese Midtempo-Nummern - wenn auch nach bekannten Rezepturen hergestellt - gute Laune verbreiten. Besonders bei den Zeitgenossen, die modernen Mainstream-Country bevorzugen.

Fazit: Chris Young lebt seine rockigeren Seiten so auffällig wie nie aus, bietet aber den langjährigen Fans zudem genügend Lieder, die den Kauf der CD rechtfertigen. Schade nur, dass Young nie mehr als 11 Songs abliefert - dafür gibt es diesmal einen halben Punkt Abzug.

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