Annika Bruhns - Annika

CD Cover: Annika Bruhns - Annika
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Redaktionswertung Bewertung: 3,5 Sterne = gut
Userwertung

Doch, doch, das Land hat schon noch ein paar weniger bekannte Talente zu bieten. "Unbekannt" möchte man im Zusammenhang mit Annika Bruhns nicht so gerne sagen. Dafür ist die 1966 geborene Blondine schon zu lange und auch zu gut im Geschäft: Jede Menge Musicals (u.a. "Mamma Mia!", "West Side Story", "Ich war noch niemals in New York!", "Evita" – nicht selten übernahm sie die Hauptrolle), Musiktourneen, Gastspiele im Ausland, Fernseh- und Filmrollen und, nicht zuletzt, wirkte sie bei rund 16 CDs stimmkräftig mit. Mit CD Numero 17 steht sie selbst ganz und gar im Mittelpunkt: konsequenterweise heißt das Solo-Werk auch "Annika". Und sie überrascht.

Denn ihre Biografie würde durchaus glamouröse Töne erwarten lassen. Doch: nix da mit Pomp und Pathos. Die Mezzosopranistin mit der Drei-Oktaven-Stimme gibt sich nicht nur auf dem Cover hemdsärmelig, erdverbunden, ungeschminkt und country- und folklastig. Da kommt durchaus Freude auf ...

Natürlich hat die Sängerin den Countrysound in den 13 Titeln nicht neu definiert und neu vermessen. Das erwartet auch niemand. Doch sie kann dem Genre durchaus einige schöne Momente und Melodien beisteuern. Am besten gelingt ihr das in leisen Songs. In Titeln wie dem akustischen, größtenteils auf Westerngitarre und Harp bauenden "This Is Not A Sad Song". Hier zeigt sie, dass sie das gesamte Phrasierungsspektrum perfekt drauf hat und dass sie – wie unzählige Male auf der Bühne bewiesen – Emotionen durch ihre Stimme hervorrufen kann. Die Folge: Ein schöner, unspektakulärer Track im Grenzfeld zwischen Folk und Country.

Aus ähnlichem Holz geschnitzt ist auch "When Innocence Ends". Die Ballade ist neben dem Uptempo-Song "In Time" der vielleicht reinrassigste Countrytrack des Albums. Kein Wunder, denn in beiden Songs sorgt der oft gebuchte Session-Crack Nils Tuxen an Pedal Steel, Dobro, Fiddle, Mandoline und Gitarre für authentisches Feeling. Ansonsten aber ist es Paul Glaser, der den Sound der CD prägt. Wie die Liner-Notes verraten, arbeiten beide seit langen Jahren zusammen (seit dem von Paul Glaser produzierten Musical "Peggy – The Country Musical" aus dem Jahre 2000). Dieser Paul Glaser schrieb sämtliche Tracks, spielte mehrere Instrumente, produzierte und macht im letzten Titel "Stranded" auch als Duett-Partner von sich hören. 

Leider aber griff der offenbar vielseitig talentierte Mann das eine oder andere Mal etwas zu tief in die Studio-Spiel- und Songwriter-Trickkiste. Harmonien und Arrangements fallen dann abwechselnd mal zu schwülstig ("Miracle"), zu bombastisch ("You Can Win", "The Girl Without A Home", beide im Céline-Dion-Style) oder auch mal zu gewollt poppig und dancefloor-lastig aus ("Breathe" erinnert an "Cotton Eye Joe" von Rednex).

Doch bitte nicht falsch verstehen: Keiner dieser erwähnten Titel ist schlecht, im Gegenteil. Das viele Drumherum an Sounds und Effekten lenkt allerdings zu sehr von Annika Bruhns beachtlicher Stimme ab. Diese Klangkosmetik hat die Frau gar nicht nötig.

Fazit: Country-Folk-Pop aus deutschen Landen – von einer vielseitig talentiertern Sängerin präsentiert. Stilistisch noch etwas unausgewogen, doch kurzweiliger Hörspaß ist allemal garantiert.

Label: Yellowroom (Sony) VÖ: 3. September 2010

  • Titelliste

  • Links


01 Breathe 08 This is not a sad song
02 Long way down 09 Getting over you
03 Miracle 10 Start all over
04 In time 11 When innocence ends
05 Look at us now 12 You can win
06 The girl without a home 13 Stranded
07 Tell me again

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