Hank Williams, Jr. - It's About Time

CD Cover: Hank Williams, Jr. - It's About Time

Mit "It's About Time” präsentiert Hank Williams, Jr. ein wuchtiges, rockiges und abwechslungsreiches Album. Politisch natürlich nicht immer korrekt.

"It's About Time", es ist an der Zeit, meint zumindest Hank Williams, Jr. Der wilde Mann der Country Music, Sohn von Genre-Übervater Hank Williams, ist mittlerweile 66 Jahre alt - ein Alter, in dem die meisten in Rente gehen, die Füße hochlegen, es gemütlicher angehen. Nicht so natürlich Hank Williams, Jr. Irgendetwas ruhig und bedacht anzugehen war ohnehin nie sein Ding. Bei seinem ungezügelten Leben - in den 70ern war er schwer drogen- und alkoholabhängig - grenzt es schon fast an ein Wunder, dass er mittlerweile stolze 66 Lenze zählt.

Ach ja: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", meinte einst Schlager-Ikone Udo Jürgens. Dass Hank Williams, Jr. den Song kennt, darf man bezweifeln. Doch wie der Routinier in das von Julian Raymond produzierte Album "It's About Time" einsteigt, lässt volle Zustimmung erahnen: Der wilde Geselle gibt Vollgas, volle Pulle, mit Pauken und Trompeten. Für den Opener hat sich der aus Shreveport, Louisiana, stammende Musiker den frühen Neil Young-Song "Are You Ready For The Country" ausgesucht - und mit Eric Church einen zugkräftigen Namen der jungen Garde als Duett-Partner geholt. Gemeinsam mit den besten Musikern Nashvilles laden sie den ursprünglich recht gemächlichen Track mit jeder Menge Country-Rock, Adrenalin und Testosteron auf. Ein erster Volltreffer! Und gleichzeitig Motto für "It's About Time": Man sollte sich für die folgenden 44 CD-Minuten auf eine satte Portion Country einstellen.

Hank Williams, Jr. drückt auf "It's About Time" kräftig auf die Tube

Dem starken Einstieg schickt er einen weiteren Knaller hinterher: "Club U.S.A." Ein schneller, druckvoller, mit vielhörnigem Gebläse und einem jubilierendem Gospel-Chor verschwenderisch ausgestatteter Track, den ihm Tony Stampley und Bonnie Swayze auf den geschundenen Leib geschrieben haben. Ähnlich ist auch das noch etwas rockigere "God Fearin' Man" angelegt.

Drei Songs - drei Themen: Country, Amerika, Gott. Zu den Eckpfeilern seines Weltbildes gesellt sich im nächsten Titel, natürlich möchte man fast sagen, eine Rückschau - die gleichzeitig auch eine Abrechnung mit der aktuellen Country Music ist: Das ruhige, ganz traditionell gehaltene "Those Days Are Gone" verbreitet schon im Titel pure Melancholie: "No David Allen Coe on the Radio" klagt er da, und dass er die Honky Tonks mit der "beer jointin' rough neck crowd" vermisse und mehr von "Haggard and Jones" wolle. Sein schon fast fatalistisches Fazit: "Hey, I'm a dinosaur."

Ein Dinosaurier aber mit Witz und Selbstironie, wie er gleich im nachfolgenden "Dress Like An Icon" unter Beweis stellt. In dem komplett im Alleingang geschriebenen Country-Rocker verrät Hank Jr., dass er zwar ein alter Knabe sein mag, keinesfalls aber von gestern. So empfiehlt er den Hörern von "It's About Time" augenzwinkernd, Musik von BB King zu hören, sich einen Stetson zuzulegen, Gitarre wie Blues-Legende Robert Johnson spielen zu lernen und sich schwarz wie Johnny Cash zu kleiden, weil: "all women like a sharp dressed man."

"It's About Time" bietet Volltreffer und Tiefschläge

Nach so viel erheiternden Weisheiten landet Hank Williams Jr. mit dem anschließenden "God And Guns" einen echten Tiefschlag. God and Guns - da ist der Weg zum Gotteskrieger nicht weit. Obwohl er den Titel - zu seiner Ehrenrettung - nicht selbst geschrieben hat, erinnert er in dem vertonten Schwachsinn an seine diversen Aussetzer: Dass er zum Beispiel vor ein paar Jahren allen Ernstes behauptete, Barack Obama sei ein Moslem, der Farmer, das Militär und überhaupt die gesamten USA hasse. Als er den amerikanischen Präsidenten sogar noch mit Hitler verglich, nahm man beim Sportsender ESPN Hanks langjährige Football-Hymne "Monday Night Football" aus dem Programm. Ansonsten hatte das für den Rabauken keine großen Konsequenzen. Man kenne das Heißblut ja - sagte man. Dass bei ihm eine Schraube locker sei - dachte man.

Dergleichen Song-Schund ist hierzulande natürlich nicht geeignet, um Country von bestehenden Ressentiments zu befreien. Hank Williams, Jr. wird das aber so was von egal sein. Zumindest klingt er bei der weiteren Eigenkomposition "Just Call Me Hank" voll und ganz mit sich im Reinen. Der etwas wehmütige, ruhige Titel besticht durch eine herrliche Pedal-Steel-Guitar, ein blumiges Piano und schöne Harmonien - ein Glanzlicht von "It's About Time". Für weitere sorgen die launige, schmissige, kerzengerade Mel Tillis-Kompostion "Mental Revenge" und das finale "Born to Boogie". Letzteres, ebenfalls ein Eigengewächs, geriert zu einer kleinen Superstar-Gala: Brantley Gilbert, Justin Moore und Brad Paisley rocken bei dem tempogeladenen Boogie um die Wette. Noch einmal trifft Hank Williams, Jr. ins Schwarze. Ein Vergleich, der dem Waffennarr garantiert gefallen würde.

Fazit: Hank Williams, Jr. gefällt sich in der Rolle des linientreuen, erzkonservativen Country-Oldtimers und liefert mit "It's About Time" ein keckes, dynamisch rockendes und alles andere als politisch korrektes Album ab.

Label: Bocephus / Nash Icon (Universal) VÖ: 29. Januar 2016
01 Are You Ready For The Country (mit Eric Church)
02 Club U.S.A.
03 God Fearin' Man
04 Those Days Are Gone
05 Dress Like An Icon
06 God And Guns
07 Just Call Me Hank
08 Mental Revenge
09 It's About Time
10 The Party's On
11 Wrapped Up, Tangled Up In Jesus (God's Got It)
12 Born to Boogie (mit Justin Moore, Brantley Gilbert & Brad Paisley)
Anmelden
Weitere Musik von und mit Hank Williams, Jr.
Billboard Jahres End Charts 2017: Country-Künstler
Jahres End Charts
2016 führte Chris Stapleton die Billboard Jahres End Charts 2016: Country-Künstler an. Wird er in diesem Jahr der erfolgreichste Country-Künstler sein? Nein, durch seine Rekorde in den Billboard Hot...
Billboard Jahres End Charts 2017: Country-Songs
Jahres End Charts
Wenn ein Künstler, wie Sam Hunt, einen Rekord nach dem anderen aufstellt und mittlerweile die erfolgreichste Single aller Zeiten in den Billboard Hot Country Songs Charts hatte, dann ist es klar dass...
Billboard Jahres End Charts 2016: Country-Künstler
Jahres End Charts
Auch bei den erfolgreichsten Country-Künstlern 2016 liegt Chris Stapleton vorne. Kein Wunder mit dem erfolgreichsten Album 2016 und den ganzen Auszeichnungen, die Chris Stapleton in den letzten...
Billboard Jahres End Charts 2014: Country-Songs
Jahres End Charts
Keiner kann erwarten, dass Luke Bryan alle drei Country-Jahres-End-Charts anführt, zumindest bei den erfolgreichsten Country-Songs muss er sich den Spitzenplatz mit Florida Georgia Line teilen. "This...
Billboard Jahres End Charts 2014: Country-Künstler
Jahres End Charts
Wenn jemand unbedingt einen Beweis gebraucht hätte, dass Luke Bryan der erfolgreichste Country-Künstler des Jahres ist - hier ist er: In der vom amerikanischen Billboard Magazine zusammengestellten...
Billboard Jahres End Charts 2014: Country-Alben
Jahres End Charts
Auch ohne ein Hellseher zu sein, konnte man voraussehen, dass Luke Bryan mit seinem Album "Crash My Party" die Kiste der erfolgreichsten Country-Alben 2014 anführen wird. Alles, was der Country-Sänger...
Billboard Jahres End Charts 2020: Country-Songs
Jahres End Charts
Das Konzept der Country Music Association (CMA), Frauen mehr in den Vordergrund zu puschen, scheint 2020 aufzugehen. Den erfolgreichsten Song in diesem Jahr kann Newcomerin Gabby Barrett für sich...
Billboard Jahres End Charts 2019: Country-Songs
Jahres End Charts
Der erfolgreichste Country-Song ist "Whiskey Glasses" von Morgan Wallen. Während andere Songs sich länger auf Platz 1 der Billboard Hot Country Songs halten konnte, hat sich "Whiskey Glasses" länger...
Billboard Jahres End Charts 2016: Country-Alben
Jahres End Charts
Hatte irgendjemand wirklich Zweifel, dass das erfolgreichste Country-Album 2016 "Traveller" von Chris Stapleton sein würde? Kurz nach seinem Auftritt bei den CMA Awards 2015, im November 2015, setzte...
Billboard Jahres End Charts 2015: Country-Alben
Jahres End Charts
Sam Hunt und sein Album Montevallo belegen Platz 1 in den Billboard Jahres End Charts 2015: Country-Alben. In den USA wurde das in diesem Jahr mit Gold, für 500.000 verkaufte Alben ausgezeichnet und...