Ein fröhliches und erbauendes Album soll sein Solodebüt sein, hatte Bush vorab das Ziel definiert. Eine erste Kostprobe dieser Philosophie ist gleich der Opener "Make Another Memory". Einer dieser typischen, druckvollen Feel-Good-Songs im 4/4-Takt. In der bassgetriebenen Strophe baut Bush gekonnt den Spannungsborgen auf, der sich im mitreißenden Refrain entlädt. Ein stimmungsvoller Auftakt, der Lust auf mehr macht. Und um noch kurz die vielleicht spannendste Frage zu klären: Ja, singen kann Bush auch. Wirklich gut sogar, mit viel Charakter in der Stimme.
Weiter geht es mit "Light Me Up", das nahtlos bei seinem Vorgänger anknüpft. Pop, Rock und Country verschwimmen zu einem Ohrwurm-verdächtigen Ganzen, dem man sich kaum erwehren kann. Besonders der scheppernde Refrain dürfte einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf verschwinden. Mindestens genauso einprägsam ist die Vorabsingle "Trailer Hitch", die betont lässig daherkommt und besonders großzügig am Pop-Büffet nascht. Eine locker-fröhliche Sommernummer, die gute Laune garantiert, und es immerhin bis auf Platz 25 der Charts brachte.
Auch im Folgenden bleibt Bush seiner Linie konsequent treu. Der ansprechende Titeltrack "Southern Gravity" ist eine schunkelige Hymne an die Südstaaten, wo der Protagonist die Sorgen der Welt vergessen kann. "Flip Flops" setzt erneut auf Lockerheit, wirkt dabei aber erstmals etwas fade. "Giving It Up" hat zwar wieder etwas mehr Biss, kann allerdings auch nicht vollends überzeugen. Überhaupt läuft das Album nach dem gelungenen Beginn mittlerweile Gefahr, ein wenig monoton zu werden. Daran können weder das bluesige "Feeling Fine California" noch das brave "Waiting On An Angel" etwas ändern. Nicht falsch verstehen. Es ist nicht so, dass die Songs plötzlich schlecht sind. Das Problem ist vielmehr, dass sie stilistisch alle aus derselben Sparte kommen. Es mangelt schlicht an Abwechslung.
Da kommt "Walk Tall" genau zum richtigen Zeitpunkt. Eine kraftvolle Ballade darüber was es heißt, ein Mann zu sein. Auch in schweren und dunklen Zeiten muss man(n) erhobenen Hauptes durchs Leben gehen. Dieses Lied hat genau die Individualität, die man zuvor phasenweise vermisst. "Sending You a Sunset" entstammt ebenfalls eher der ruhigen Kategorie, und punktet mit einer unaufgeregten Melodie, die für wohlige Entspannung sorgt. Klasse! Da kann "Sweet Love" nicht ganz mithalten, obwohl es versucht, in die nahezu identische Sparte zu stoßen. Zum Abschluss geht es mit "House on a Beach" verträumt und – natürlich – entspannt zu. Mit der bewusst spärlich gehaltenen musikalischen Untermalung sorgt Bush noch einmal für ein atmosphärisches Highlight, das den Wohlfühl-Anspruch des Albums unterstreicht.
Fazit: Bei Kristian Bush hat Tristesse keine Chance. Die 12 Songs seines Debütalbums sind allesamt lebensbejahend und ansteckend heiter. Stilistisch geht der erfahrene Musiker keine Experimente ein, und orientiert sich ganz klar am mit Pop und Rock angereicherten Country-Sound, der momentan Nashville und die landesweiten Radiowellen dominiert. Trotz eines kleinen Hängers im Mittelteil ist "Southern Gravity" ein gelungenes Projekt, das den Nerv der Zeit trifft.
Label: Architect Music Collective / Steamsound (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 7. April 2015 |
Titelliste
01 | Make Another Memory | 07 | Feeling Fine California |
02 | Light Me Up | 08 | Waiting on an Angel |
03 | Trailer Hitch | 09 | Walk Tall |
04 | Southern Gravity | 10 | Sending You a Sunset |
05 | Flip Flops | 11 | Sweet Love |
06 | Giving It Up | 12 | House on a Beach |