Frazey Ford - Indian Ocean

CD Cover: Frazey Ford - Indian Ocean

Wer Frazey Ford nur von ihrer leisen Alternative-Americana-Band Be Good Tanyas kennt, muss umdenken. Auch ihr 2010 erschienenes Solo-Debüt "Obadiah" taugt bei ihrem neuen musikalischen Kurs kaum als Kompass, denn: Die aus British Columbia stammende Singer/Songwriterin hat den Soul entdeckt.

Genau genommen hat der Soul die Frazey Ford entdeckt - in Form von Filmemacher Robert Gordon. Der hat gerade an einer Doku über die Musikszene von Memphis gearbeitet, als er Frazey Fords Stimme im Radio gehört hat - und sie schnurstracks zu Sessions in das ehrwürdige Royal Studio von Memphis einlud.

Ein Angebot, das die Kanadierin nicht ablehnen konnte, zumal sie ohnehin Rhythm and Blues- und Soul-Größen wie Ann Peebles, Roberta Flack und Donny Hathaway zu ihren Vorbildern zählt. Nun war sie diesen so nah wie nur möglich. Immerhin zählen die von Willie Mitchell betriebenen Royal Studios seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Aufnahme- und Pilgerstätten im Soul und Blues. Die Referenzliste ist mit Legenden und Ikonen nur so gespickt: von Ike & Tina Turner, über Solomon Burke bis hin zu Robert Cray, De La Soul und Rod Stewart. Und natürlich mietete sich auch Soul-Schmusekater Al Green regelmäßig in der legendären Songschmiede ein.

Den Sound des 1983 verstorbenen Sängers meint man auch auf "Indian Ocean" zu spüren. Doch wen wundert’s. Immerhin mischen mit den drei Hodges-Brüdern Charles (Orgel), Leroy (Bass) und Teenie (Gitarre) gleich drei Musiker aus der Backingband der Soul-Ikone mit. Ähnlich wie bei Al Green-Klassikern wie "Tired of Being Alone", "Love And Happiness" und dem zeitlos schimmernden "Let's Stay Together" verströmen auch die zehn neuen Frazey Ford-Songs jene positive, lässige, mitunter erotische Knister-Stimmung, die Al Green auszeichnete. Der Groove rollt behäbig dahin wie der Mississippi im Hochsommer, die Bläsersätze setzen funkelnde Highlights, ohne jemals aggressiv und aufdringlich zu wirken; eine Hammond setzt grummelnde Akkord-Fundamente und die Gitarren klingen so nach Soul-Session-Ass Reggie Young, dass es eine wahre Freude ist. Über allem aber: die schwerelose, mal glockenklare, mal dezent angeraute und damit erstaunlich elastische Stimme von Frazey Ford. Großes Ohrenkino!

Natürlich ist der Trip der Kanadierin in die Tennessee-Metropole auch ein Trip in die musikalische Vergangenheit: Ein Eintauchen in die große Zeit von Stax Records, als Soul zum Pop wurde. Doch eine pure Verbeugung vor der Nostalgie ist das Album beileibe nicht. Dafür sorgen die Stimme, der Vortrag aber auch die Texte der kritischen Kanadierin. Doch sie gibt zu: "Es war ein unglaubliches Gefühl, in diesem Studio zu stehen, in diese alten Mikrofone zu singen und mit diesen unheimlich talentierten Helden des feinsinnigen Grooves und Soul zu kollaborieren." Dass sie damit nicht zu dick aufträgt, machen Titel wie die grandiosen Soul-Balladen "September Fields", "Season After Season", das flott groovende "Natural Law" oder das in seiner Wehmütigkeit an Neil Youngs "Harvest" erinnernde "Three Golden Trees" deutlich. Alle anderen Titel - besonders das spirituell aufgeladene "You Got Religion" - fließen in das musikalische Erbe von Al Green ein. Sie sind schon heute die Soul-Klassiker von Morgen.

Fazit: Die kanadische Singer/Songwriterin und Be Good Tanyas-Sängerin ist auf Soul-Pfaden unterwegs - und das höchst seelenvoll. Ein frühes Album des Jahres!

Label: Nettwerk (Soulfood) VÖ: 9. Januar 2015

  • Titelliste

01 September Fields 07 Season After Season
02 Runnin' 08 Natural Law
03 You're Not Free 09 Weather Pattern
04 Done 10 Indian Ocean
05 Three Golden Trees 11 September Fields (Bonustrack)
06 You Got Religion    

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