Los geht es mit Hank Snows "I'm Movin' On", welches Randy Travis in altbekannter Manier mit Bravour meistert. Neben der wirklich gelungenen musikalischen Untermalung, die den Song würdevoll ins 21. Jahrhundert holt, begeistert auch die Stimme des Altmeisters, die noch immer den rauen Charme eines Reibeisens hat. Einfach klasse. Auch mit "Set 'Em Up Joe" (Vern Gosdin) haucht Travis einem Klassiker wieder neues Leben ein. Zwar bleibt er musikalisch stets nah am Original, verleiht ihm mit seiner unvergleichlichen Stimme aber dennoch ein neues Gewand. Dies gilt für jeden einzelnen Song des Albums. Travis geht keine unnötigen Experimente ein, und geht mit dem musikalischen Erbe stets respektvoll um. Langweilig wird es dadurch aber keinesfalls, wie auch die neu aufgelegte Version des Merle Haggard Hits "Are the Good Times Really Over?" beweist. Es ist schon wirklich beeindruckend, wie Travis in stimmliche Tiefen vorstößt, die den Marianengraben wie einen flachen Tümpel wirken lassen. Von dynamischen Nummern wie "You Nearly Lose your Mind" (Ernest Tubb) bis hin zu langsamen und besinnlichen Stücken a la "That's The Way Love Goes" (Johnny Rodriguez), der siebenfache Grammy®-Gewinner macht stets eine gute Figur und bietet erstklassige Unterhaltung.
Auch eine Johnny Cash Nummer darf natürlich nicht fehlen, und Travis setzt dem Übervater der Country Music mit dem wunderbar melancholischen "Sunday Morning Coming Down" ein mehr als würdiges Denkmal. So verhält es sich auch mit "Mind Your Own Business" von Hank Williams Sr., "California Blues" von Jimmie Rodgers und "Only Daddy That'll Walk the Line" von Waylon Jennings. Es bedarf schon eines großen Künstlers, um sich an die Werke dieser Legenden heranzuwagen, und Randy Travis erfüllt das Anforderungsprofil voll und ganz. Es ist einfach etwas Besonderes, eine solche Vielzahl an Klassikern neu interpretiert von einer der großen Stimmen des Genres zu hören.
"There I've Said It Again" (Vaughn Monroe), "Don't Worry 'Bout Me" (Marty Robbins) und "For the Good Times" (Kris Kristofferson) runden das Feld der Cover-Songs ab. Als Paukenschlag zum Schluss gibt es dann aber doch noch so etwas wie neue Musik von Travis, zumindest ansatzweise. "Tonight I'm Playing Possum" ist ein von Keith Gettis geschriebener Song, der bereits auf "Influence Volume 1: The Man I Am" als letztes Lied zu finden ist. Warum also die erneute Aufnahme? In der ursprünglichen Version sang Travis den Titel gemeinsam mit Joe Nichols ein. Nun übernimmt er den Gesangspart alleine, und verleiht somit der tiefen Bedeutung, die der Song für ihn hat, noch mehr Ausdruck. Denn "Tonight I'm Playing Possum" ist eine Hommage an George Jones, den Travis verehrte und bewunderte. Der Protagonist des Liedes erfährt vom Tod des "Possums", wie Jones genannt wurde, und hört daraufhin jeden einzelnen Song seines Idols - die ganze Nacht hindurch, bewaffnet mit einem starken Drink. Ein sehr emotionales Stück und ein perfekter Schlussstrich unter ein wahrlich hervorragendes Album.
Fazit: Randy Travis sorgt mit "Influence Volume 2" für eine deftige Portion Nostalgie und erweckt eine Vielzahl großartiger Klassiker zu neuem Leben. Von der Songauswahl über den musikalischen Aspekt bis hin zu Travis unvergleichlicher Stimme - es passt alles.
Label: Warner Bros. Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 19. August 2014 |
Titelliste
01 | I'm Movin' On | 08 | Don't Worry 'Bout Me |
02 | Set 'Em Up Joe | 09 | Mind Your Own Business |
03 | Are The Good Times Really Over | 10 | Only Daddy That'll Walk The Line |
04 | You Nearly Lose Your Mind | 11 | For The Good Times |
05 | There I've Said It Again | 12 | California Blues |
06 | That's The Way Love Goes | 13 | Tonight I'm Playin' Possum |
07 | Sunday Morning Coming Down |