Rodney Crowell - Sex And Gasoline

CD-Cover Rodney Crowell - Sex and Gasoline
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
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Da kommt Freude auf: Ein neues Album von Rodney Crowell. Schließlich gilt der Spross einer Musikerfamilie - der bereits als 22jähriger sein Glück in Nashville versuchte - als Garant für hochkarätige Countryklänge. Auch wenn dem 1950 in Houston, Texas, geborenen Grammy-Gewinner das kommerzielle Glück nicht immer Hold war, enttäuschte er mit keinem seiner bisher 15 erschienen Alben wirklich. Das gilt auch für "Sex & Gasoline". Vor allem für "Sex & Gasoline"...

Das schwarze Cover mit dem leicht verwirrt dreinblickenden Protagonisten - im Hintergrund räkelt sich ein String-Tanga-Frauen-Popo im zerwühlten Bett - sagt schon mal, dass hier kein Mainstream-Country zu erwarten ist. Dass Alternativ-Maestro Joe Henry für die Produktion verantwortlich ist, unterstreicht die Vermutung. Und tatsächlich - vom aalglatten, Radioformat getrimmten Music Row-Standard ist "Sex & Gasoline" ungefähr so weit entfernt, wie die Überzeugung John McCains von einem Kriegsdienstverweigerer.

Dennoch geht die CD alles andere als sperrig los. Der Titeltrack erinnert mit sonnigen Harmonien an die Jeff Lynne-Produktionen von Tom Petty, also an eine muntere Mixtur aus einschmeichelnden Melodien und robuster Instrumentierung. Ein Song der genauso viel von Folk und Country hat wie von Rock und Pop. Ein Titel, den so gut wie jeder Radiosender bedenkenlos auf die Playlist setzen könnte. Könnte ... Mit dem nächsten Titel, "Moving Work of Art", dimmen Crowell und Produzent Henry die Tonlage etwas runter. Ein sehr ruhiger, elegischer Song, ganz dem Folk verhaftet und an so manche Glücksmomente von Daniel Lanois erinnernd. Im dritten Track legt der einstige Mann von Rosanne Cash eine Schippe nach. "The Rise and Fall of Intelligent Design" - was für Titel hat sich der Mann da ausgedacht! - serviert im Mittempobereich exzellenten Country-Rock mit einem herrlichen Gitarrensolo von dem derzeitigen Clapton-Sideman Doyle Bramhall II.

Diese ersten drei Songs stehen prototypisch für die Gefühlsspannweite der gesamten CD. Mal geht es in lässige Folk-Rock-Richtung á la Sheryl Crow, dann verkriecht sich der genauso introvertierte wie großartige Sänger und Songschreiber in seiner Grübler-Ecke um ein schon sehr frustriertes "I've Done Everything I Can" auszuatmen. Dabei erinnert er weniger an Ex-Schwiegervater Johnny Cash als an Bruce Springsteen während seiner "Nebraska"-Phase. Meistens aber hat Crowell seine, wenn nicht innere, so doch harmonische Mitte gefunden. "Forty Winters", "The Night's Just Right" und "I Want You #35" überzeugen mit filigranen, harmonisch millimetergenau austarierten Melodiebögen und leiser Intimität.

Mit dem letzten Song toppt er noch alle zehn Vorgänger: Ein sphärisches, mit wundervollen Gitarrenpassagen versehenes Kleinod über die wahren Werte des Lebens. Man fühlt sich beim Hören tatsächlich "Closer To Heaven".

Fazit: Rodney Crowell hat mit Produzent Joe Henry einen kongenialen Partner gefunden: elf ausnahmslos starke Songs im Grenzfeld zwischen Country und Folk. Leise, eindringlich, mit Tiefgang. Ein Meisterwerk!

Label: Yep Roc (Cargo Records) VÖ: 5. September 2008

  • Titelliste

  • Links

01 Sex And Gasoline 07 Who Do You Trust
02 Moving Work Of Art 08 The Night's Just Right
03 The Rise And Fall Of Intelligent Design 09 Funky And The Farm-Boy
04 Truth Decay 10 Forty Winters
05 I Want You 35 11 Closer To Heaven
06 I've Done Everything I Can

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